Wenn Erfolg nicht mehr reicht: Warum der Wille zum Sinn für Führungskräfte entscheidend ist

Erfolg im Beruf – Status, Geld, Anerkennung. Für viele Führungskräfte ist dies der Weg zum Ziel. Doch was passiert, wenn Sie alles erreicht haben und trotzdem das Gefühl haben, dass etwas fehlt? Wenn Sie in einem Moment des Innehaltens plötzlich vor der Frage stehen: War das schon alles?

Diese Frage ist keine Seltenheit, vor allem bei erfolgreichen Führungskräften. Sie haben viel erreicht, aber der tiefe, innere Erfüllung fehlt oft. Es ist das, was der Psychologe Viktor Frankl als das existenzielle Vakuum bezeichnet hat – ein Zustand, in dem der Mensch nicht mehr den tieferen Sinn in seinem Leben erkennen kann, obwohl er äußerlich alles zu haben scheint.

Das existenzielle Vakuum: Wenn der Wille zum Sinn blockiert ist

Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, erklärt, dass der Mensch grundsätzlich nach einem Sinn strebt. Für ihn ist dieser Sinn nicht verhandelbar – er ist eine fundamentale menschliche Motivation, die weder durch Lust noch durch Macht zu ersetzen ist. Tatsächlich können diese sogenannten Ersatzbefriedigungen (wie Genuss oder der Drang nach Macht) entstehen, wenn der wahre Wille zum Sinn blockiert oder nicht erfüllt wird.

Frankl erklärt, dass der Wille zum Sinn keine nachträgliche Bedürfnisbefriedigung ist, sondern eine eigene, transzendentale Motivation. Er sagt: „Der Mensch fragt nicht nach dem Sinn des Lebens – das Leben stellt ihm die Frage.“ Diese Sichtweise verdeutlicht, dass es nicht genug ist, die Erfolge der Vergangenheit zu feiern. Es geht darum, sich immer wieder zu hinterfragen, was der nächste Schritt im Leben ist und welche Aufgabe man erfüllen kann, um mit seinen eigenen Werten und Zielen in Einklang zu bleiben.

Warum der Sinn wichtiger ist als Erfolg

Frankl stellt eine wichtige Feststellung auf: Menschen, die sich einem höheren Ziel oder einer größeren Aufgabe verpflichtet fühlen, sind langfristig zufriedener. Sie erleben weniger existenzielle Leere, sind widerstandsfähiger und finden einen tieferen Lebenssinn. Dies ist nicht nur eine Theorie, sondern wird durch zahlreiche psychologische Studien gestützt.

Eine solche Studie, veröffentlicht im Journal of Happiness Studies (Steger et al., 2006), zeigt, dass das Streben nach Sinn eine stärkere Auswirkung auf das Wohlbefinden hat als das Streben nach persönlichem Erfolg oder Wohlstand. Sinnorientierte Menschen sind glücklicher und gesünder, da sie ihre Aktivitäten als bedeutungsvoll erleben, auch in schwierigen Zeiten.

Frankl selbst betont, dass der Wille zum Sinn eine fundamentale Triebkraft im Menschen darstellt, die nicht durch äußere Erfolge oder materielle Erfüllung ersetzt werden kann. Diese Erkenntnis bricht mit den traditionellen Motivationstheorien, wie der Bedürfnishierarchie von Maslow, die davon ausgeht, dass Sinn erst nach der Erfüllung grundlegender Bedürfnisse (wie Sicherheit und sozialen Beziehungen) an Bedeutung gewinnt.

Sinn als Schlüssel zu persönlicher Erfüllung

Die Erkenntnis, dass Sinn mehr als nur ein Zusatz zum Erfolg ist, kann für Führungskräfte eine wahre Befreiung sein. Anstatt sich von äußeren Erfolgen definieren zu lassen, sollten wir uns darauf konzentrieren, wie wir mit unseren Fähigkeiten und Ressourcen zur Welt beitragen können. Es ist diese Hingabe an Werte, die es uns ermöglicht, das Leben nicht nur zu erleben, sondern aktiv zu gestalten.

Der Übergang von einem rein erfolgsorientierten Lebensansatz hin zu einem, der den Sinn in den Mittelpunkt stellt, bedeutet nicht nur eine Veränderung der Perspektive – es kann eine tiefgreifende, positive Veränderung im Leben jedes Einzelnen nach sich ziehen.

Fazit: Die Frage nach dem Sinn ist der wahre Schlüssel

Wenn Sie in Ihrem Leben alles erreicht haben und trotzdem das Gefühl haben, dass etwas fehlt, könnte es an der fehlenden Auseinandersetzung mit dem Sinn Ihres Tuns liegen. Frankl lehrt uns, dass der wahre Antrieb im Leben nicht in äußeren Erfolgen zu finden ist, sondern in der Hingabe an Werte und die Suche nach Sinn. Dies ist nicht nur ein philosophischer Gedanke, sondern ein entscheidendes Element für die persönliche und berufliche Erfüllung.

Die Frage ist also: Wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt, welchen Sinn Ihr Tun für Sie hat? Und was würde sich verändern, wenn Sie diese Frage ehrlich beantworten?


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